Tagesausflug in die magische Welt der Hobbits

Seit dem Film „Herr der Ringe“ ist Neuseeland automatisch mit dem Begriff ‚Mittelerde’ verknüpft. Viele der Drehorte sind direkt in Neuseelands Natur zu finden. Und obwohl ich nur Teile dieser monumentalen Trilogie gesehen habe, reizte mich vor allem Hobbiton – das Land der Hobbits, dessen Filmset mitten im Nirgendwo auf Neuseelands Nordinsel liegt und wo heute, nach Beendigung der Dreharbeiten, die verbliebenen Hobbithäuschen besichtigt werden können. Nachdem dieser Besuch aus Zeitgründen aus unserem Weihnachtsurlaub gestrichen werden musste, entschied ich mich von Auckland aus einen neuen Anlauf zu starten und eine Tagestour zu machen…

Diese wird von Intercity für $149 angeboten und dauert elf Stunden. Intercity ist eine der zwei großen Busfirmen mit überregionalen Busverbindungen. Demnach war die Tour in das reguläre Busnetz eingegliedert, d.h. die Busfahrt erfolgte mit einem Linienbus und vor Ort fand dann die eigentliche Tour statt. Der Linienbus startete gegen 8 Uhr von Auckland in Richtung Süden und nach drei Stunden und einmal umsteigen erreichten wir Matamata, ein kleiner Ort in der Nähe von Rotorua. Der Bus setzte uns direkt vor der Touristeninformation ab, wo man sich für die tatsächliche Tour registrieren muss. Erfreut stellte ich fest, dass die Touristeninfo ebenfalls im Stil der Hobbithäuschen gestaltet ist und die Vorfreude stieg. Dann fuhr der eigentliche Tourbus vor und brachte uns zu einer Farm, die sogar noch außerhalb von Nirgendwo liegt 😉 Wie Peter Jackson (der Regisseur) auf diesen Ort zufällig stoßen konnte, ist mir bis heute ein Rätsel…

Die Eindrücke vor Ort lassen sich wohl am besten als „magisch“ bezeichnen. In einem etwa zweistündigen Spaziergang führt ein Guide durch das Filmset und man kommt sich vor wie in einer eigenen kleinen Welt – alles ist bis ins letzte Detail durchdacht und mit äußerster Akribie umgesetzt. Die Aussicht ist ebenso fantastisch wie die riesigen, alten Bäume (der größte davon stellt im Film den ‚Partybaum’ dar) – beides ausschlaggebende Punkte für die Wahl als Filmset. Bis auf die Tatsache, dass keines der sogenannten „Hobbit-Holes“ wirklich begehbar ist bzw. sich hinter der Tür nichts befindet, ist die ganze Landschaft wie ein komplettes Dorf aufgebaut. Egal wohin man schaut, nichts wirkt wie eine tatsächliche Filmkulisse, sondern eher wie ein riesiges Spieleparadies für Kinder, an dem auch Erwachsene Freude haben.

Ein großer Nachteil ist leider, dass die Gruppen sehr groß sind (wir waren 40-50 Leute)! Jeder muss sein Foto-Zeitfenster abwarten und da es unheimlich viele Motive gibt, verbringt man den größten Teil der Zeit mit ‚Schlange stehen’… Dafür bekommt man die Hälfte von dem was der Guide erzählt nicht mit, weil der schon weiterhetzt, was wiederum daran liegt, dass hinter uns schon die nächste Gruppe drängelte. Dabei gibt es einige Details die wirklich interessant sind! So zum Beispiel die unterschiedlich großen ‚Hobbit-Holes’, die für die verschiedenen Einstellungen benötigt wurden und die vielen Kinder, die als Statisten eingesetzt wurden, um die Hobbits kleiner wirken zu lassen. Oder der im Film gezeigte Sonnenuntergang, der eigentlich ein Sonnenaufgang ist, aber rückwärts abgespielt wurde… Am aberwitzigsten ist allerdings die Tatsache, dass die Eiche, die oberhalb der ganzen Szenerie steht, in der Umgebung „abgebaut“ und an entsprechender Stelle wieder zusammengesetzt wurde, um anschließend mit mehreren tausend künstlichen Blättern aus Taiwan ausgestattet zu werden, damit auch dieses Detail Peter Jacksons Vorstellung genauestens entsprach! Die Blätter mussten übrigens nochmal mit einer neuen Farbe besprüht werden, weil der Farbton nicht exakt stimmte – jedes einzeln versteht sich…

Zum Abschluss ging es ins ‚Green Dragon Inn‚, das im Film den dorfeigenen Pub darstellt. Auch dieses Häuschen wurde während der Filmdrehs lediglich als Abstellraum genutzt. Erst nach Beendigung der Drehs für die Hobbit-Filme wurde der Innenraum mit ebenso viel Liebe zum Detail in den Gastraum umgestaltet, der vorher nur in im Studio in Wellington existierte. Seit Ende 2012 erhält nun jeder Gast zum Ende der Tour ein Getränk seiner Wahl (Cider, Bier oder Ingwerbier) Außerdem ist ein kleines Café angegliedert. Auf diesem Weg soll ‚Hobbiton’ und seine Gastfreundschaft noch erlebbarer gemacht werden.

Die anfangs erwähnten zwei Stunden klingen zwar erst mal viel, es gibt aber so viel zu sehen, da wäre es schön gewesen, nicht ganz so durchhetzen zu müssen. Ein Stück weit liegt das natürlich an der enormen Nachfrage – das hätte sich wohl zum Zeitpunkt des Filmdrehs für die ‚Herr der Ringe’-Trilogie keiner gedacht. Ursprünglich sollte das Set, das mit immensen Kosten umgesetzt wurde, nach dem Dreh nämlich wieder abgebaut werden. Daran gehindert wurde der Abwracktrupp lediglich durch das schlechte Wetter! In dieser Zeit meldeten sich aber zunehmend Neugierige aus der Region und so wurde der Abbau weiter verschoben. Für die jüngst gedrehten Hobbit-Filme (die die Vorgeschichte der ‚Herr der Ringe’-Triologie darstellen) wurde das Filmset aufwendig renoviert und ausgebaut und wird seitdem liebevoll gepflegt. Es gibt diverse Gärtner, die sich um die echten Gemüsegärten, sowie die Landschaft kümmern.

Ich bin dem Charme des Filmsets auf jeden Fall verfallen! Mein Fazit: wirklich sehenswert, auch wenn man (wie ich) die Filme nur zum Teil oder gar nicht gesehen hat… Allerdings muss man bei den Preisen ($149 pro Person) wirklich beide Augen zumachen und als Tagestour von Auckland verbringt man definitiv zu viel Zeit im Bus (insgesamt war ich knapp elf Stunden unterwegs und zwei Stunden reiner Tourzeit!). Deswegen: Hobbition besser innerhalb einer Tour auf der Nordinsel einplanen, wenn man sowieso in der Nähe ist.

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